14 Studierende der Ostkreuzschule sind bei der Ausstellung 2022 mit dabei
- Lucas Bihler
- Nils Böddingmeier Fotos
- Simone Nathalie Fuchs
- Tim Gassauer
- Florian Gatzweiler
- Sophie-Helene Graul
- Manu Gruber
- Justus Lemm
- Alexander Levin
- Louis Roth
- Clara Sartor
- Henriette Seibert
- Tanya Sharapova
- Marcus Wend
Thema und Text der Fotografen zu ihrer Arbeit:
https://vr99.de/jalbum/Fotokunst2022_Fotos/index.html
Mit Abstand
Nils Böddingmeier
Die Verheißungen der Stadt schwinden. Es ist voll, Wohnraum teuer, die Sommer unerträglich.
Die Parole lautet: »Raus aufs Land«.
Ich habe in meiner Serie Menschen besucht, die bewusst die Stadt hinter sich ließen und sich ein neues Leben an der Oder aufgebaut haben.
*1988 in Bad Kreuznach
www.nilsboeddingmeier.com
Auental
Simone Nathalie Fuchs
Die Auenlandschaft des Nationalparks Unteres Odertal macht ihn so einmalig. Aufgrund regelmäßiger, jahreszeitlich bedingter Überschwemmungen durch den Fluss verändert der Park fortwährend sein Erscheinungsbild. Jeder Eindruck ist flüchtig. Angelehnt an diese Charakteristik entstanden in der Serie Auental ebenfalls Momentaufnahmen an augenscheinlich unscheinbaren Orten.
*1984 in Frankfurt am Main
www.simonenathaliefuchs.com
Stiller Grund
Tim Gassauer
Entlang des Oderlaufs lassen sich sowohl auf polnischer
als auch auf deutscher Seite zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit Menschen beim Angeln beobachten. Stehend oder sitzend auf Buhnen, Booten oder an abgelegenen Nebenarmen, richtet sich der Blick konzentriert auf Schnur und Pose. Wie die Fische beißen, lässt sich dabei auch unter Einsatz modernster Ausrüstung nie genau vorhersagen. Und so bleibt, wie seit jeher, das geduldige Warten.
*1997, Nordhausen (Thüringen)
www.timgassauer.com
Zwirki
Florian Gatzweiler und Alexander Levin
In unserer Fotoserie haben wir ukrainische Jugendliche begleitet, die aufgrund der Kriegssituation momentan in der polnischen Kleinstadt Słubice leben. Jeden Tag treffen
sie sich an einem Basketballfeld, das den Namen Zwirki trägt.
Florian Gatzweiler
*1998 in Dundee
Florian-gatzweiler@web.de
Alexander Levin
*2000 in Berlin
sascha.levin@gmx.net
Vorland
Sophie-Helene Graul
Immer in Bewegung
Nie ganz still
Immer auf der Suche
Aber nie findend
Hügel und Wälder
Rauschende Bilder
Verschwimmende Farben
Und plötzlich führt er uns
Zum Rande der Welt.
Der Fluss.
Zwischen Abgeschiedenheit und Verbundenheit leben die Menschen im Vorland in enger Beziehung zur Natur. Die Serie Vorland fängt eine Welt zwischen Traum und Realität ein.
*1993 in Berlin
sophiegraul@gmail.com
Naprzeciwko
Manu Gruber
Dort, wo die Oder leicht nach Westen schwenkt, um dann weiter in Richtung Norden nach Frankfurt und Słubice zu fließen, liegen sich zwei Dörfer gegenüber. Ursprünglich eine Gemeinde, wurde der ehemals verbindende Fluss nach Kriegsende zu ihrer neuen Grenze: polnisch auf der einen, deutsch auf der anderen. Bis heute führt keine Fähre auf die andere Seite, doch alte Erinnerungen und wiedergewonnene Traditionen bilden ein neues Band über den Fluss hinweg.
*1983 in Bremen
Das Schiff
Clara Sartor und Lucas Bihler
Da war ein Schiff und auf dem Schiff waren wir. Es fuhr schon seit langer Zeit, immer dieselbe Strecke, und es wird auch weiter fahren, wenn wir nicht mehr dort sind. Wir sahen viel, taten viel, sprachen viel, aber alles erschien uns unwirklich und merkwürdig – Türen, die verschlossen blieben. Es waren endlose Tage auf diesem Schiff, die Uhr tickte anders. Wir fuhren und fuhren, und das Land, von dem wir kamen, war nur noch ein ferner Horizont, von dem wir uns weiter und weiter entfernten.
Wir fanden uns wieder in einem verlorenen Traum.
Clara Sartor
*2000 in Landshut
clarasartor@icloud.com
Lucas Bihler
*1999 in Mulhouse
lucasbihlerpro@gmail.com
Strom
Justus Lemm
Strom untersucht den Aspekt der Veränderung im Lebensraum der Oder.
Der Name »Odra« geht auf altindisches Sanskrit zurück und heißt so viel wie »der Fluss, der ständig seinen Lauf ändert«. Neben natürlicher Variation ist die Oder seit Entstehung der ersten Siedlungen insbesondere den Einwirkungen menschlichen Handelns ausgesetzt. Die komplexen Folgen dieser Einflussnahme sind Fokus der Serie.
*1993 in Essen
www.justuslemm.com
Will be, will be.
Louis Roth
Lieber Wojtek,
als ich dich das erste Mal getroffen habe, habe ich gespürt, dass du nicht wirklich auf die Straße gehörst.
Anders als deine Kollegen, die sich längst kein gewöhnliches Leben mehr vorstellen können.
Ich schreibe dir, weil es letztes Mal schwierig war,
ernsthaft mit dir zu reden.
Einen Job und eine Wohnung zu finden, dauert meist Wochen bis Monate. Ich rate dir unbedingt,
dich jetzt schon darum zu kümmern.
Du kannst deinem künftigen Arbeitgeber sicher sagen, dass du erst im Oktober anfangen möchtest.
Ich hoffe das Beste für dich und besuche dich bald wieder.
Louis
*2001 in Berlin
info@louis-roth.de
Midas
Louis Roth
Mitleidig blickte der Gott auf den reuigen Toren, der sich von seiner Gier nach Reichtum hatte verleiten lassen. »Geh an
den Fluss […] hinauf bis zu der Stelle, wo er aus dem Felsen springt. Dort an der Quelle tauche dein Haupt in die kühle
Flut und spüle mit dem Golde zugleich deine Schuld ab!«
Dankbar folgte Midas der Weisung und befreite sich von der verhängnisvollen Zauberkraft. Doch diese ging auf das Wasser des Flusses über, so dass er seither Gold mit sich führt.
(Aus der Sage von König Midas)
*2001 in Berlin
Entweder… Oder
Henriette Seibert
Das Gewässer zwischen Polen und Deutschland, die Oder, bildet eine Trennlinie und einen Übergang zugleich. Einerseits begrenzt der Fluss das Land durch seine geografische Lage, andererseits verbindet er die beiden Nationen und Kulturen, die dort aufeinanderprallen. Kann man sie beide in Einklang bringen oder gibt es manchmal ein Kierkegaardsches »Entweder – Oder«? Diese Fragen verkörpern meine Bilder: ein Baum, der unentschieden aus der Reihe tanzt, ein fragwürdiges Schattengewächs und ein polnisches Mädchen, das in Deutschland zur Schule geht.
*1991 in Bonn
Ich habe zu Hause angerufen
Tanya Sharapova
Mehr als 13 Millionen Menschen mussten wegen der russischen Invasion am 24. Februar 2022 ihr Zuhause in der Ukraine verlassen. Von diesen 13 Millionen verließen mehr als fünf Millionen ihre Heimat in Richtung verschiedener Nachbarländer, um dem Krieg zu entkommen. In Deutschland sind rund 780.000 als Geflüchtete registriert.
Bei meinen Besuchen in einem Lager für Geflüchtete im Rotkreuz-Zentrum in Frankfurt an der Oder habe ich einige ukrainische Jugendliche kennengelernt. Für sie, die keine Unterkunft bei Ver-
wandten oder Freunden organisieren konnten, war es der erste Ort in Deutschland, an den sie na ch dem Grenzübertritt nach Polen geschickt wurden. Viele dieser Familien und auch unbegleitete Kinder wurden in ganz Deutschland verteilt. Aber einige von ihnen blieben in Frankfurt an der Oder.
Hier erzähle ich die Geschichten von Jugendlichen, von denen viele ohne Eltern kamen, die sich plötzlich einer neue Welt mit all ihren unausgesprochenen Regeln gegenüber sahen, einer Welt mit Geheimnissen, Liebesdramen, Träumen und Plänen.
In den nächsten Monaten werden sie lernen, erwachsen zu werden, erwachsen zu sein, und Entscheidungen über ihr zukünftiges Leben treffen – unter dramatisch neuen Umständen.
*1984 in Moskau
Papengrund
Marcus Wend
In Bad Freienwalde, am Rand des Oderbruchs, steht die nördlichste Skisprungschanze Deutschlands. Gesprungen wird das ganze Jahr, aber nur selten auf Schnee. Die Spitze des großen Schanzenturms ragt neben einem abrissreifen Plattenbau aus den Baumkronen, und ich höre, wie die Skier auf die Kunstrasenmatten klatschen, während mein Blick über das Oderbruch bis hinüber nach Polen schweift.
*1985 in Wittenberg